Mittwoch, 17. Januar 2018

Reizthema Flexileine

Reizthema Flexileine


wie man meinen vorausgehenden Posts entnehmen kann, benutzen auch wir die Flexileine.

Immer wieder liest man um die Gefahren mit dieser Leine und bei Hundetrainern ist man in der Regel unten durch, wenn man zugibt diese Leine zu benutzen.

Ich finde es schade, dass Flexileinen so einen schlechten Ruf haben und wundere mich gleichzeitig, dass sie doch sehr häufig bei vielen Hundehaltern in Gebrauch sind. Also was steckt dahinter? Wer hat recht?

Was für Argumente liefern die Kritiker?



  • Mit Flexileine läuft der Hund immer gegen einen gewissen Widerstand an. Der Hund lernt, dass er ziehen muss um weiter zu kommen.

In der Tat muss der Hund gegen den Rollwiderstand der Flexileine anziehen und die Leine ist permanent unter Spannung. Doch führt der Gebrauch der Leine tatsächlich dazu, dass der Hund seine Leinenführigkeit verliert?

Meine persönliche Erfahrung mit Wookie ist da anders. Wookie erkennt den Unterschied zwischen Flexileine, Schleppleine und kurzer Leine. Je nachdem, auf welche Art ich sie führe, passt sie sich entsprechend an. Mit der kurzen Leine - am Halsband befestigt - läuft sie entspannt neben mir. Mit der Schleppleine genießt sie ihren "Freilauf" und hat sie die Flexi am Geschirr, nutzt sie den möglichen Freiraum aus, achtet aber z.B. auch selbst darauf sich nicht um einen Baum zu wickeln.
Wookie ist jetzt drei Jahre alt und wir haben sowohl die Flexi, als auch kurze Leine und Schleppleine in Gebrauch. Ich habe nicht den Eindruck, dass sich die Leinenführigkeit durch das Anwenden der Flexi verschlechtert hätte.

  • Mit der Flexi kann der Hund nicht erkennen, wieviel Leine er zur Verfügung bekommt und wird häufig abrupt gestoppt.

Mein Eindruck ist, dass Wookie einschätzen kann, wieviel Freiraum sie von der Flexi bekommt. Sowohl unsere Schleppleine, als auch die Flexi lassen einen Radius von 8 m zu. Es passiert sehr selten, dass Wookie in das Leinenende springt. Egal ob mit Schlepp oder Flexi, vorausschauendes Spazierengehen ist immer nötig um unangenehme Situationen zu vermeiden. So wird der Hund auch mit der Schleppleine abrupt gestoppt, wenn ich drauftrete, weil ich z.B. vor Wookie eine Katze entdeckt habe. Egal ob ich jetzt die Schleppleine oder die Flexi benutze in brenzligen Situationen verkürze ich die Leine und hole mir den Hund nah an mich heran.
Es ist alles eine Frage des Umgangs. Die Flexileine verleitet tatsächlich dazu den Hund per Knopfdruck zu stoppen. Aber auch das kann ich mir bewusst machen und einen anderen Umgang damit finden. Ein Beispiel: Wookie und ich gehen mit Flexi spazieren. Sie ist ca. 6 m von mir entfernt. Es kommen Fußgänger auf uns zu. Ich spreche Wookie an und sage ihr, dass sie "Beifuß" laufen soll. Ist sie neben mir, stelle ich die Leine kurz fest und passiere mit ihr gemeinsam die anderen Spaziergänger.

  • Die Flexileine kann schlimme Verletzungen bei Hund, Halter und Passanten verursachen.

Das ist leider wahr und dieser Gefahr muss man sich auch bewusst sein, wenn man die Flexi benutzt. Auch mir ist es schon passiert, dass ich in die Leine greifen musste und mir die dünne Schnur in die Hand geschnitten hat. Radfahrer können das dünne Seil übersehen, was zu üblen Stürzen führen kann, wenn der Radler zwischen Hund und Halter gerät. Aber da sind wir wieder bei meinem Argument: "Vorausschauendes Spazierengehen". Egal ob an Schleppleine, Flexi oder im Freilauf. Ich muss immer auf der Hut sein und mögliche Gefahren erkennen und durch mein umsichtiges Eingreifen abwenden. Um beim Beispiel Radfahrer zu bleiben, gehört es zum guten Umgang miteinander, dass man seinen Hund nah an sich holt, damit der Radfahrer passieren kann.
Auch das Einwickeln von Personen durch die Flexi kann ich vermeiden, wenn ich rechtzeitig den Hund an mich heranhole und es nicht zulasse, dass der Hund seine 8 m Leine nutzt, um sich um die Beine von anderen Menschen zu wickeln. Auch das ist mit Umsichtigkeit vermeidbar!

  • Hunde mit Flexileine bedrängen andere Hunde.

Ja, das ist uns auch schon passiert und ein echtes Ärgernis! Aber auch hier liegt der Fehler nicht in der Flexileine sondern beim Hundeführer. Egal wie lang die Leine ist. Ein Hundehalter hat immer darauf zu achten, dass Andere (Hunde und auch Menschen) vom eigenen Vierbeiner nicht bedrängt werden!

  • Die Flexileine ist aus Sicht des Gesetzgebers keine Leine. Eine Leine darf max. 2 m Länge haben.

Ich bin jetzt kein Rechtsanwalt, soweit ich jedoch informiert bin, trifft diese Aussage zu. Sowohl an der Schleippleine, als auch an der Flexi gilt der Hund als nicht angeleint. Daher kann durchaus der Fall eintreten, dass die Haftpflichtversicherung des Hundes bei einem Unfall mit der Flexileine die Schadensregulierung verweigert.

Ich halte nichts von einer Einteilung in schwarz und weiß oder
gut und böse.
Es gibt immer Nuancen und Gründe Für und Wider. 

Persönlich würde ich meinen Hund auch nicht ausschließlich mit der Flexi führen. Je nachdem welche Situation ich erwarte, wähle ich aus, wie ich meinen Hund führen möchte.

  • Die kurze Leine am Halsband befestigt wähle ich immer in unübersichtlichen Situationen in welchen ich meinen Hund gut kontrollieren muss z.B. Laufen durch Fußgängerzonen, Restaurantbesuche etc., oder aber auch zu Übungszwecken, um die Leinenführigkeit zu erhalten.

  • Die Schleppleine + Geschirr benutze ich bei Spaziergängen durch Wald und Flur, um zu vermeiden, dass Wookie einen Jagdausflug unternimmt. Oder während der Läufigkeit.

  • Die Flexileine + Geschirr kommt bei mir immer dann zum Einsatz, wenn die Schleppleine nicht geeignet ist. Z.B. wenn der Boden schlammig ist oder der Spazierweg unterschiedliche Herausforderungen (Verkehr, viele andere Spaziergänger)  und Möglichkeiten (breiter Randstreifen, Passagen ohne Gegenverkehr) bietet.

  • Und zu guter Letzt der Freilauf. Diesen genießt Wookie ausschließlich in Situationen die ich gut überblicken und kontrollieren kann. Sobald ein Fünkchen Unsicherheit auftaucht wird sofort angeleint. 

Zusammenfassend möchte ich festhalten, dass ich für mich folgende Regeln mit der Flexi beachte:


  1. Umsichtiges und vorausschauendes Gehen, um Gefahren rechtzeitig zu vermeiden
  2. An der Flexi mit dem Hund "im Gespräch bleiben" und ihn in bestimmten Situationen auffordern die Distanz zu mir zu verkürzen. 
  3. Die Stopp-Taste nur nutzen, wenn Gefahr droht
  4. Bei Hundebegegnungen die Flexi kurz stellen (kein Kontakt an der Leine) oder ableinen.
  5. Den Hund bei Begegnungen mit anderen Menschen kurz führen.
  6. Vermeiden, dass sich die Flexi um andere Hunde oder Menschen wickelt
  7. Die volle länge der Flexi nur in Situationen gewähren, in welchen ich auch die Schleppleine benutzen würde

Apell:

Persönlich fände ich es toll, wenn Hundeschulen den Umgang mit der Flexi nicht ablehnen würden. Die Menschen benutzen sie ja ohnehin. Jeder 2. Hund den ich sehe, hängt an einer Flexi.

Daher fände ich es toll, wenn Hundeschulen auch einen reflektierten und sicheren Umgang mit der Flexi anbieten würden.

In diesem Sinne! Viel Freude mit Euren Vierbeinern beim Spazieren mit Leine, Schleppleine, Flexi und Co.

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